Die didaktische Konzeption (vor Corona) sieht wie folgt aus:
Die Verteilung der durch die Studierenden ausgewählten Themen erfolgt in den Blended-Learning-Veranstaltungen gesteuert. Eine freie wöchentliche Auswahl für die Studierenden hätte in Blended-Learning-Veranstaltungen den Effekt, dass ggf. 30 Studierende jeweils unterschiedliche Themen bearbeiten. In den Blended-Learning-Veranstaltungen erscheint es daher sinnvoll, über Abfragen zu Beginn und in der Mitte des Semesters Nachfragecluster zu bilden, so dass in den Präsenzphasen erst in Gruppen über die Forschungsergebnisse diskutiert werden kann, bevor diese im Plenum präsentiert und diskutiert werden. Auch über diese verpflichtende Teamarbeit zu gemeinsamen Themen kann eine Vereinzelung der Studierenden vermieden und der Austausch innerhalb der Peergroup (Tremp & Hildbrand, 2012, S. 110) sichergestellt werden.
Bezogen auf das Zürcher Framework (Tremp & Hildbrand, 2012) durchlaufen die Studierenden den Forschungsprozess mehrmals und werden in verschiedenen Forschungsphasen gezielt unterstützt bzw. durch zur Verfügung gestelltes Material entlastet. Sie durchlaufen dafür den Prozess mehrmals und können sich so mit den verschiedenen Themen und dem Forschungsprozess vertraut machen.
Forschungskompetenzen nach Tremp/Hildbrand (2012) | Ort und Zeit | Entlastung und Unterstützung |
Fragestellung entwickeln | Seminar/Woche A | Lernvideos zur Vorbereitung, Themen als Orientierungsrahmen, Beratung vor Ort |
Forschungsstand sichten | Seminar/Woche A | Aufbereitetes Material |
Problem definieren | Seminar/Woche A | In der Gruppe im Seminar |
Forschungsplan entwerfen, Methoden klären | Seminar/Woche A | In der Gruppe im Seminar |
Untersuchung durchführen und auswerten | Zu Hause im Team/Woche B | Bereits erhobenes Datenmaterial (Material und Methode abhängig vom Thema), Online-Support |
Ergebnisse einordnen, bewerten, reflektieren | Zu Hause im Team/Woche B | Erhobenes Datenmaterial, Online-Support |
Ergebnisse darstellen, erklären, publizieren | Seminar/Woche C | Orientierungsschema für Präsentation |
Das Blended-Learning-Modell wird also insofern verändert, als dass das Material für die Heimarbeit nicht als digitale Vorlesung im Sinne des bisherigen Inverted Classrooms-Modells zur Verfügung gestellt wird, sondern, wie auch von Weidlich & Spannagel (2014) vorgeschlagen, angepasst an die Lernform als auszuwertendes Datenmaterial mit unterstützenden Materialien (als Einführung ins Thema, methodische Unterstützung, Videoanleitung). Da es sich bei den beteiligten Veranstaltungen nicht um Vorlesungen handelt, besteht auch in den Seminarsitzungen genügend Raum zur gemeinsamen Erarbeitung von Fragen und zur Diskussion der Ergebnisse.
Über die Arbeit in selbstgewählten, aber wechselnden Teams wird ein Beitrag zur Selbständigkeit und Kooperationsfähigkeit der Studierenden geleistet (Huber, 2009, S. 16). Die parallele Bearbeitung des gleichen Kernthemas durch verschiedene Studierendengruppen ermöglicht eine vertiefte Diskussion im Vergleich zu einem Modell, bei dem sich nur eine Gruppe mit einem Thema befasst und dieses präsentiert. Die Studierenden übernehmen dadurch kontinuierlicher Verantwortung für ihre Forschungs- und Lernprozesse.
Die Visualisierung des Ablaufs für die Studierenden sieht so aus:
Huber, Ludwig (2009): Warum Forschendes Lernen nötig und möglich ist. In: Ludwig Huber, Julia Hellmer, Friederike Schneider (Hrsg.): Forschendes Lernen im Studium. Aktuelle Konzepte und Erfahrungen (S. 9–35). Bielefeld: UVW
Tremp, Peter, Hildbrand, Thomas (2012): Forschungsorientiertes Studium – universitäre Lehre: Das «Zürcher Framework» zur Verknüpfung von Lehre und Forschung. Blickpunkt Hochschuldidaktik, 122, S. 101–116 Online verfügbar unter: http://www.research-based-teaching.uzh.ch/orientierender-gesamtrahmen.html